
Hans Kramer und sein Blick für das Besondere
Stimmungsbilder vom Bohrermarkt
Der „Bohrermarkt“ gilt als einer der ältesten Jahrmärkte in Neckargemünd. Auf Geheiß des damaligen Pfalzgrafen Friedrich II. wurden 1544 zwei Märkte nach Neckargemünd verlegt, die zuvor traditionell im Weiler Biedersbach (zu Lobenfeld gehörig) abgehalten wurden. Einer davon war der Markt, der am Festtag der Heiligen Katharina stattfand, dem 25. November. Mittlerweile wird der Markt rund um den ersten Sonntag im November begangen, was wohl vornehmlich dem veränderten Charakter des Festes geschuldet ist: Wurden ursprünglich handwerkliche Gerätschaften (Bohrer!) und Güter aus landwirtschaftlicher Produktion feilgeboten, entwickelte sich der Markt in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zu einem Volksfest mit Fahrgeschäften, Tombola-Ständen und kulinarischen Verführungen. Und Letzteres lässt sich Anfang November vermutlich noch unbeschwerter genießen als gegen Ende des Monats.
Einer, der wiederholt die Stimmung des Bohrermarktes insbesondere in den 1980er Jahren fotografisch festgehalten hat, war der langjährige Neckargemünder SPD-Stadtrat Hans Kramer (1930-1992). Der gelernte Fotograf gehörte einst zu den ersten, die sich in den 1960er Jahren der neu aufkommenden Disziplin der medizinischen Fotografie verschrieben. Von 1964 an bis zu seinem Eintritt in die Rente 1991 war Kramer als wissenschaftlicher Fotograf an der Fotoabteilung der Chirurgischen Klinik in Heidelberg angestellt und erhielt in dieser Zeit mehrere wichtige Auszeichnungen für seine fotographischen und filmischen Aufnahmen verschiedener chirurgischer Operationen. Seine Aufnahmen aus Neckargemünd entstanden hingegen in seiner Freizeit, die er ebenfalls gern und ausdauernd mit der Fotokamera in der Hand verbrachte.
Sein großes Interesse am Erhalt und an der Pflege des historischen Erbes seiner Heimatstadt Neckargemünd führten ihn schließlich bis an die Spitze des hiesigen Kulturvereins (damals noch „Kultur- und Heimatverein“) – 1981 wurde er zu dessen Vorsitzenden gewählt. In dieser Funktion setzte er sich, tatkräftig unterstützt von der Stadtspitze, für den Auf- und Ausbau eines Stadtmuseums ein. Dass die stadtgeschichtliche Sammlung heute im Alten Rathaus untergebracht ist, geht nicht zuletzt auf Kramers beherztes Engagement zurück. Eben dort, im Museum im Alten Rathaus, wird mittlerweile auch Kramers Lebenswerk in Form von Diapositiven, Foto-Negativen, Abzügen und Originalkameras aufbewahrt.
Vor diesem Hintergrund schien es konsequent, das physisch vorhandene Werk nun auch ins Digitale zu überführen. Im Frühjahr 2025 verließen endlich sieben Umzugskartons voller Dias das Haus, um dank einer großzügigen Förderung durch die Hanna Weis Stiftung durch eine Spezialfirma digitalisiert zu werden. Inzwischen liegen alle Dia-Digitalisate vor und eine gute Auswahl soll über die kommenden Monate nach und nach auf der Homepage des Museums der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Anlässlich des Bohrermarktes erfolgt nun die Veröffentlichung der ersten Werke – darauf zu sehen: hauptsächlich Aufnahmen, die die besondere Stimmung des Marktes einfangen; Feuerwerke, bunte Lichterspiegelungen auf dem Wasser, die hell beleuchteten Fahrgeschäfte…
Hintergrundinformationen
Hans Kramers fotografisches Werk umfasst sowohl dokumentarische als auch künstlerische Arbeiten. Von unschätzbarem Wert für die stadtgeschichtliche Sammlung Neckargemünds sind die Fotos historischer Gebäude in der Kernstadt und in den Ortsteilen Dilsberg, Mückenloch und Waldhilsbach. Daneben sind auch Kramers Fotos historischer Ereignisse und Feierlichkeiten wie etwa des Sommertagszuges oder eben des Bohrermarktes wichtig für das Verständnis der Stadtgemeinschaft. Erwähnenswert sind weiterhin seine Fotos von Grenzsteinen und Handwerkszeichen, die Gesamtansichten der Stadt und ihrer Ortsteile sowie die stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen aus dem gesamten Neckargemünder Umland.

Dilsberg
Mückenloch
Waldhilsbach







